Deeper Learning in der zweiten Phase der Lehrer:innenausbildung

In der letzten Ausgabe, habe ich ein Konzept vorgestellt, wie man mit OKR (Objectives & Key Results) den Referendar:innen ermöglicht, sich eigene Ziele zur Ausbildung zu setzen und zu verfolgen und dabei gleichzeitig das Ausbildungsziel (die Vorgaben des Ausbildungscurriculums) verfolgt. Heute möchte ich dieses Vorgehen mit dem Deeper Learning verbinden. Auf diese Weise sollen sich die Referendar:innen das Thema “Umgang mit Heterogenität und Vielfalt bei Lernenden im Matheunterricht” bearbeiten. Das mache ich, weil ich a) bereits erste Rückmeldungen der Referendar:innen umsetzen möchte und b) der Deeper Learning Ansatz ganz wunderbar mit OKR kombinierbar ist.

Quelle: Pexels

Überblick

  • Das Thema “Umgang mit Heterogenität” ist im Asubildungscurriculum des Landesinstituts für Schule in Bremen vorgegeben. 
  • Das Thema wird über insgesamt 4 Sitzungen behandelt.
  • Ich richte den Ablauf nach dem AVIVA-Modell von Städeli aus.
  • Der Deeper Learning Ansatz gliedert sich in 3 Phasen: 
    1. Instruktion und Aneignung (AVI, ein Seminartermin)
    2. Ko-Konstruktion und Ko-Kreation (V, zwei Seminartermine)
    3. Authentische Leistung + Feedback (A, ein Seminartermin)

  • Ziel ist es, die Referendar:innen herausfinden zu lassen, wie die Heterogenität und die Vielfalt der Lernenden sich auf ihren Unterricht auswirken und welche Möglichkeiten sie haben, diesen zu begegnen und sie nutzbar zu machen. 
  • Peer-Learning soll Grundelement sein. Meine Annahme: Jede Person hat Expertise und kann diese gewinnbringend zur Problemlösung der gesamten Gruppe einbringen.

1. Instruktion und Aneignung

In der ersten Phase des Deeper Learnings geht es darum, sich mit der Herausforderung vertraut zu machen, das eigene Vorwissen zu aktivieren und sich Informationen anzueignen. Im ersten Seminartermin wird daher den Referendar:innen die Herausfoderung präsentiert und sie sammeln zunächst Fragen zum Thema mit 1-2-4-alle. Danach nehmen Sie die Fragen mit in ein Conversation Café. Dadurch knüpfen sie an ihr Vorwissen an und schärfen die Herausforderung. Im Anschluss daran, wird es Möglichkeit geben Informationen zu sammeln. Hier werde ich auf die Kraft der kollektiven Intelligenz der Peer-Group bauen. Horst Lempart stellt dazu in seinem Buch 52 agile Seminarmethoden die Methode “Expertensprechstunde” dar. Jede Person einer Gruppe hat bestimmte Expertise in einem Bereich. Ich z.B. bin durch langjährige Erfahrung im Umgang mit Fitness-Apps ein “Experte für Fitness-Apps”. Einer meiner Referendar:innen ist seit langem Kletter-Lehrer, er wird zum “Experten für schwindelerregende Höhen”. Eine andere Referendarin reist gerne, sie ist “Expertin für exotische Länder”. Nun gibt es mehrere Runden lang die Möglichkeit diese Expertinnen aufzusuchen und die Fragen und Herausforderungen zum Problem “Heterogenität im Matheunterricht” aus dem Conversation Café mit den Expertinnen zu diskutieren. Die Expert:innen beraten dabei aus ihrer Expertise, der “Experte für schwindelerregende Höhen” wird z.B. erzählen, wie er das Problem aus seiner Perspektive im Klettersport angehen würde. Durch dieses spielerische Element wird die Kreativität der Referendar:innen angeregt und sie blicken auf schulische Probleme, aus anderer Perspektive. Dadurch lassen sich innovative Ansätze finden mit Heterogenität und Vielfalt im Unterricht umzugehen.

Optional wird es die Möglichkeit geben, verschiedene Materialien (z.B. Zeitschriftentexte) zu lesen, um sich weiteren Input zu holen.

2. Ko-Konstruktion und Ko-Kreation

Beginnend mit der zweiten Phase gibt es die Möglichkeit, sich mit OKR eigene Ziele zu setzen, an denen man in den nächsten zwei Sitzungen zum Ausbildungsziel arbeiten will. Dazu werden zunächst mögliche Themenschwerpunkte im Brainstorming gefunden. Danach geht es ins Planning. Zum Planning finden sich 3 bis 5 Personen zu den priorisieren Themen zusammen und entwickeln ein Objective und max drei Key Results. Dann werden To Do´s definiert und in ein Kanban eingetragen. OKR und Kanban helfen dabei, den Prozess für mich und die Referendar:innen transparent zu machen. 

Im restlichen Teil dieser Sitzung und der folgenden Seminarsitzung haben die Teams nun die Möglichkeit sich in ihrem Thema zu spezialisieren und vertieft zu lernen. 

3. Authentische Leistung

In Bremen arbeiten die Fachleitungen Mathematik Sek I und II im Team und treffen sich regelmäßig. Innerhalb dieser Teamsitzungen ist die Idee entstanden, regelmäßige seminarübergreifende Barcamps durchzuführen. Auf einem Barcamp zum Themenbereich “Differenzierungsmöglichkeiten im Matheunterrricht” können die Referendar:innen die Ergebnisse aus Phase 2 vorstellen und ihre Erkenntnisse einem breiten Publikum vorstellen. Dadurch wird ihre Arbeit und ihr Lernprozess zusätzlich gewürdigt. Die Präsentation auf einem Barcamp erzeugt eine authentisches Leistungssituation. Ein zusätzlicher Nebeneffekt: Neben meinem Feedback, erhalten die Referendar:innen Peer-Feedback.

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