Agile Didaktik und Lernziele

Ich habe nun eine erste Idee bekommen, welche Möglichkeiten in agiler Didaktik steckt. Ich habe jetzt länger darüber nachgedacht, Artikel in Blogs von P. Wampfler und M. Heusinger gelesen. Nicht zu letzt habe ich begonnen das Buch „agile Hochschuldidaktik“ von Christoph Arn zu lesen. Meine ersten Erkenntnisse möchte ich hier teilen.

Agile Didaktik, auch Präsenzdidaktik ist zunächst einmal konträr zur Plandidaktik, die aus Uni und Referendariat bekannt und gelehrt wird. Alle Inhalte, Methoden, zu erwerbende Kompetenzen und/oder Lernziele sind im Vorfeld geplant (Plandidaktik). Mein Seminar habe ich eben genauso vorbereitet. Ich habe zwar darüber abstimmen lassen wann wir welches Thema behandeln, aber die Entscheidung darüber was dann, wie und warum genau in der Seminarsitzung drankommt blieb meistens meine Aufgabe. 

Agile Didaktik hingegen geht davon aus, dass jeder sein eigenes Lernziel verfolgt und ich als Seminarleiter, adhoc koordiniere. Man muss flexibel sein und spontan gemeinsam mit den Teilnehmern über Inhalt und Methode entscheiden. Einen großen Vorteil sehe ich dabei darin, dass an die Kompetenzen der Referendare angeknüpft wird und sie diese von sich aus erweitern können.

Was braucht es dazu?

In Anlehnung an die Sketchnote (siehe unten) und an Christof Arn braucht es zunächst ein „Ziel, das zieht“. Ein solches findet man aber nicht, wenn man zB Kompetenzen auf inhaltsbezogener Ebene plant. Es braucht vielmehr etwas das zumindest könnensorientiert (Ich kann etwas besser, nachdem ich die Lerneinheit absolviert habe), besser noch wirkungsorientiert (also eine bestimmte Wirkung zur Folge hat) ist. Dieses Ziel kann dann auf verschiedenen Wegen erreicht werden und dient quasi als Kompass zur Orientierung und aber auch zur Motivation. Und genau deshalb bedarf es auch möglichst offenen Zielformulierungen und keine „ich kann später, das und das“-Formulierungen.

Christof Arn schlägt zum Finden des Ziels mehrere Möglichkeiten vor. Eine, die ich wirklich gut finde, möchte ich hier kurz erläutern. Er nennt sie Destillationsmethode.

  1.  Stufe: ein Ziel kann inhaltsbezogen sein, also auf bestimmtes Wissen abzielen.
  2. Stufe: ein Ziel kann lernaktivitätenorientiert sein, d.h. man lernt bestimmtes methodisches Vorgehen.
  3. Stufe: ein Ziel kann könnensorientiert sein, d.h. Lernen zielt darauf hin ab, dass etwas nicht nur weiß, sondern kann. 
  4. Stufe: ein Ziel kann wirkungsorientiert sein, d.h. Lernen ist darauf gerichtet, dass damit eine bestimmte Wirkung erzielt wird, z.B. Referandare im späteren Berufsumfeld den Unterricht motivierend gestalten. Es ist dabei unerheblich mit welcher Methode, mit welchem Inhalt das geschieht, aber man kann feststellen, dass die SuS eine intrinsische Motivation aufbauen.

Die Destillationsmethode eignet sich zur Diagnostik bestehender Ziele: Man filtert quasi zunächst Inhalte, dann Methoden und am Ende auch könnensbeschreibungen herausstellen. Übrig bleibt dann ein wirkungsorientiertes Lernziel.

Für mein Seminarthema „Guter Mathematikunterricht“ habe ich damit folgendes Ziel als Kompass und Magnet erhalten: 

  • Die Referendare werden Ihren Unterricht durch kriteriengeleitete Vorbereitung und Reflexion stetig verbessern

Mal sehen, ob das ein Ziel ist, dass zieht. Was meint ihr? Wenn ihr Tipps und Anregungen habt, lasst gerne einen Kommentar da.

Arn, Christof (2017): Agile Hochschuldidaktik. Beltz Verlag, Weinheim Basel, eBook 

Heusinger, Monika (2018): Agilität im schulischen Lernen. URL: https://monika-heusinger.info/blog/agil

Wampfler, Philippe (2019): Agil Lehren. URL