10 + 10 Dinge, warum ich als Lehrer:in dank ChatGPT endlich wieder Freizeit habe

Als Lehrer:in hat man oft viele Aufgaben und Verantwortungen, die es zu erledigen gilt. Dank ChatGPT kann man jedoch einige dieser Aufgaben automatisieren und dadurch wertvolle Zeit gewinnen. Im folgenden Zeige ich 10 Gründe auf, warum ChatGPT im Unterricht für die Schüler:innen sinnvoll sein kann und nenne abschließend nochmals 10 Gründe, warum ChatGPT für Lehrer:innen unverzichtbar ist.

  1. Beantwortung von Fragen: ChatGPT ist in der Lage, Fragen auf viele verschiedene Arten zu beantworten, von einfachen Faktenfragen bis hin zu komplexeren Problemen. Es kann Lernenden helfen, ihr Verständnis von bestimmten Themen zu vertiefen, indem es ihnen auf einfache und präzise Weise Antworten auf ihre Fragen gibt.
  2. Erstellen von Übungen: ChatGPT kann auch dazu verwendet werden, Lernenden zielgerichtete Übungen zu geben, die ihnen dabei helfen, bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln. Dies kann ihnen helfen, ihre Kenntnisse in einem bestimmten Fachbereich zu vertiefen und sich auf Prüfungen vorzubereiten.
  3. Essay Korrektur: ChatGPT kann Lernenden dabei helfen, ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern, indem es ihre Aufsätze korrigiert und Anmerkungen zur Verbesserung gibt. Es kann auf grammatikalische Fehler, Strukturprobleme und Stilfehler hinweisen, was die Lernenden dabei unterstützt, ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern.
  4. Simulationsübungen: ChatGPT kann als interaktive Simulation verwendet werden, bei der Lernenden bestimmte Szenarien durchspielen und dadurch ihre Problemlösungsfähigkeiten und kritisches Denken trainieren können.
  5. Erstellung von Lernmaterialien: ChatGPT kann auch verwendet werden, um Lernenden personalisierte Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse und Lernstile abgestimmt sind.
  6. Übersetzung von Materialien: ChatGPT kann auch verwendet werden, um Texte in verschiedene Sprachen zu übersetzen. Dies kann Schülern helfen, die in andere Sprachen übersetzten Materialien besser zu verstehen.
  7. Unterstützung bei der Recherche: ChatGPT kann Lernenden dabei helfen, Informationen zu einem bestimmten Thema zu finden, indem es ihnen relevante Quellen und Links bereitstellt.
  8. Unterstützung bei der Präsentation: ChatGPT kann Lernenden auch dabei helfen, eine effektive Präsentation vorzubereiten, indem es ihnen hilft, Gliederungen zu erstellen, wichtige Informationen auszuwählen und die Präsentation in einer anschaulichen und verständlichen Weise zu gestalten.
  9. Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten: ChatGPT kann Lernenden dabei helfen, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, indem es ihnen dabei hilft, klare und präzise Sätze zu bilden und die richtige Wortwahl zu treffen.
  10. Unterstützung beim Zeitmanagement: ChatGPT kann Lernenden auch dabei helfen, ihre Zeit effektiver zu nutzen, indem es ihnen dabei hilft, ihre Aufgaben zu planen und Prioritäten zu setzen. Es kann ihnen auch dabei helfen, ihre Fortschritte zu verfolgen und ihre Leistungen zu verbessern.

Diese Beispiele für die 10 Punkte lassen sich finden:

Nr.TätigkeitBeispiel
1Beantwortung von FragenEin Schüler stellt die Frage: „Wie berechnet man die Oberfläche eines Zylinders?“ ChatGPT gibt als Antwort: „Die Oberfläche eines Zylinders berechnet man, indem man die Summe der Grundfläche und der Mantelfläche berechnet. Die Grundfläche berechnet man, indem man die Fläche des Kreises multipliziert, der den Boden des Zylinders darstellt. Die Mantelfläche berechnet man, indem man die Umfang des Kreises multipliziert, der den Boden des Zylinders darstellt, mit der Höhe des Zylinders.“
2Erstellen von ÜbungenChatGPT stellt dem Schüler die Aufgabe: „Schreiben Sie eine Formel, um die Fläche eines Kreises zu berechnen“ Der Schüler antwortet: „Die Fläche eines Kreises berechnet man mit der Formel A = π * r^2“
3Aufsatz-KorrekturSchülerin hat einen Aufsatz über das Thema „Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane“ geschrieben. ChatGPT korrigiert den Aufsatz und gibt Anmerkungen wie „Überarbeite den Absatz 2, um die Argumentation klarer zu machen“ oder „Verwende synonyme Worte in dem Absatz 4 um die Varianz zu erhöhen“
4SimulationsübungenChatGPT führt eine interaktive Simulation durch, in der der Schüler die Rolle des Managers einer Firma übernimmt und Entscheidungen treffen muss, die Auswirkungen auf die Finanzen und das Wachstum des Unternehmens haben
5Erstellung von LernmaterialienChatGPT erstellt eine Liste von Lernzielen und relevanten Lernmaterialien für einen Schüler, der sich auf eine Prüfung in Chemie vorbereitet.
6Übersetzung von MaterialienEin Schüler möchte einen Artikel über die Geschichte Japans lesen, der jedoch nur auf Japanisch verfügbar ist. ChatGPT übersetzt ihm den Text in verständliches Deutsch.
7Unterstützung bei der RechercheEin Schüler möchte mehr über die Geschichte der Demokratie in Griechenland erfahren. ChatGPT gibt ihm Links zu verlässlichen Informationsquellen wie Online-Artikel, Bücher und Dokumentarfilme.
8Unterstützung bei der PräsentationChatGPT hilft einem Schüler dabei, eine Gliederung für seine Präsentation über den Einfluss von sozialen Medien auf die Gesellschaft zu erstellen. Es schlägt Überschriften und wichtige Argumente vor und gibt Anmerkungen zur visuellen Gestaltung der Präsentation.
9Verbesserung der KommunikationsfähigkeitenChatGPT hilft einem Schüler beim Verfassen einer E-Mail an einen Universitätsprofessor, indem es ihm dabei hilft, eine höfliche Anrede zu wählen und seine Anliegen klar und präzise auszudrücken.
10Unterstützung beim ZeitmanagementChatGPT hilft einem Schüler dabei, einen Zeitplan für die Vorbereitung auf seine Abschlussprüfungen zu erstellen. Es gibt ihm Empfehlungen, wie viel Zeit er für jedes Fach einplanen sollte und erinnert ihn an wichtige Deadlines.

Und nun zu den 10 Gründen, warum es für Lehrer:innen unverzichtbar ist:

  1. Automatisierung von Routineaufgaben: ChatGPT kann Aufgaben wie die Erstellung von Arbeitsblättern, das Korrigieren von Hausaufgaben oder das Beantworten von Fragen von Schüler:innen automatisieren. Das spart Lehrer:innen viel Zeit und ermöglicht ihnen, sich auf wichtigere Aufgaben zu konzentrieren.
  2. Personalisierter Unterricht: ChatGPT kann Schüler:innen personalisierte Lerninhalte und -aufgaben bereitstellen, die auf ihren Fähigkeiten und Kenntnisstand abgestimmt sind. Dadurch kann der Unterricht effektiver gestaltet werden.
  3. Verfügbarkeit rund um die Uhr: ChatGPT ist jederzeit und von überall verfügbar. Schüler:innen können Fragen stellen oder Aufgaben einreichen, wann immer es ihnen passt. Lehrer:innen müssen nicht mehr zu bestimmten Zeiten erreichbar sein und haben dadurch mehr Freiraum.
  4. Unterstützung bei der Korrektur von Hausaufgaben: ChatGPT kann Schüler:innen bei der Korrektur ihrer Hausaufgaben unterstützen, indem es schnell und präzise Feedback gibt. Das erleichtert die Arbeit von Lehrer:innen und verbessert das Lernen der Schüler:innen.
  5. Unterstützung beim Unterrichtsvorbereitung: ChatGPT kann bei der Recherche von Unterrichtsmaterialien, der Erstellung von Arbeitsblättern oder der Ausarbeitung von Unterrichtsplänen unterstützend tätig werden. Dadurch haben Lehrer:innen mehr Zeit für die Vorbereitung des Unterrichts.
  6. Zeitersparnis durch automatisierten Schüler:innen-Emailverkehr: Lehrer:innen müssen häufig mit Schüler:innen per E-Mail kommunizieren, das kann sehr Zeitaufwendig sein. ChatGPT kann diesen Schüler-Emailverkehr automatisieren, indem es häufig gestellte Fragen beantwortet und E-Mails vorformuliert.
  7. Unterstützung bei der Nachhilfe: ChatGPT kann Schüler:innen bei schwierigen Themen und Konzepten unterstützen, indem es erklärende Erläuterungen und zusätzliche Übungsaufgaben bereitstellt. So können Lehrer:innen sicher sein, dass alle Schüler:innen die Inhalte verstehen und anwenden können.
  8. Erhöhung der Motivation der Schüler:innen: ChatGPT kann Schüler:innen durch interaktive Aufgaben und Lernspiele motivieren, sich mehr mit dem Unterrichtsstoff auseinandersetzen und ihre Leistungen verbessern.
  9. Flexible und unabhängige Lernmöglichkeiten für Schüler:innen: ChatGPT ermöglicht Schüler:innen, ihren Lernprozess selbstständig und flexibel zu gestalten, indem es ihnen personalisierte Lerninhalte und -aufgaben zur Verfügung stellt, die sie jederzeit und von überall aus bearbeiten können.
  10. Mehr Freizeit für Lehrer:innen: Durch die Automatisierung von Routineaufgaben und die Unterstützung bei der Korrektur von Hausaufgaben und der Unterrichtsvorbereitung durch ChatGPT, haben Lehrer:innen mehr Zeit für ihre Interessen und Hobbys und können ihre Freizeit besser genießen.

Auch hier bietet es sich an konkrete Beispiele für die einzelnen Punkte nochmals aufzuzählen.

Nr.GrundBeispiel-Prompt
1Automatisierung von Routineaufgaben„Erstelle ein Arbeitsblatt mit 10 Aufgaben zum Thema Prozentrechnung“
2Personalisierter Unterricht„Erstelle eine personalisierte Lernaufgabe für Schüler XY, der Schwierigkeiten mit dem Verständnis von Prozenten hat“
3Verfügbarkeit rund um die Uhr„Beantworte die Frage ‚Wie berechnet man den Flächeninhalt eines Kreises?'“
4Unterstützung bei der Korrektur von Hausaufgaben„Korrigiere die Hausaufgabe von Schüler XY zum Thema ‚Pythagoras'“ (Hausaufgaben-Text eingeben)
5Unterstützung bei der Unterrichtsvorbereitung„Erstelle einen Unterrichtsplan für die nächste Woche zum Thema ‚Die Verfassung der USA'“
6Zeitersparnis durch automatisierten Schüler-Emailverkehr„Vorformuliere eine E-Mail-Antwort an Schüler XY, der nach der Abgabefrist für seine Hausaufgabe gefragt hat.“
7Unterstützung bei Nachhilfe„Erkläre wie man die Umkehrfunktion einer quadratischen Funktion bestimmt.“
8Erhöhung der Motivation der Schüler:innen„Erstelle ein interaktives Lernspiel zum Thema ‚Die Entstehung der Erde'“
9Flexible und unabhängige Lernmöglichkeiten für Schüler:innen„Erstelle eine personalisierte Lernaufgabe für Schüler XY, die er jederzeit online bearbeiten kann“
10 Mehr Freizeit für Lehrer:innen„Wie bekomme ich als Lehrkraft mehr Zeit für mein Privatleben?“

Das diese Prompte auch tatsächlich gut funktionieren, zeigen die Abbildungen:

„Erstelle ein Arbeitsblatt mit 10 Aufgaben zum Thema Prozentrechnung“
Prompt: „Erstelle einen Unterrichtsplan für die nächste Woche zum Thema ‚Die Verfassung der USA'“

Insgesamt ist ChatGPT ein mächtiges Werkzeug für Lehrer:innen, das ihnen dabei hilft, ihre Aufgaben effizienter zu erledigen und ihnen mehr Freizeit verschafft. Es erleichtert ihnen die Arbeit, verbessert den Unterricht und führt zu besseren Leistungen der Schüler:innen. Wenn man den Ausführungen der KI trauen mag ;-).

Dieser Blogtext wurde von der KI ChatGPT von OpenAI erstellt und vom Autor als Blogbeitrag zusammen getragen. Eigene Textstellen wurden kursiv geschrieben.

Diese Prompts wurden verwendet:

Personalisiertes Lernen mit OKR (Objectives & Key Results) im Seminar

Ein Feedback und Feed Forward der Referendar:innen zum Vorgehen meiner letzten Seminarveranstaltungen

#1 Stern-Retrospektive

Am Ende der Arbeit mit OKR folgt die Retrospektive. Die Referendar:innen und ich blickten gemeinsam zurück auf das gesamte Vorhaben. Durchgeführt wurde die Retro als Stern-Retrospektive. Den Namen bekommt die Methode durch die sternförmige Einteilung der Frageitems. Die Referendar:innen diskutierten in ihren Gruppen was weiterhin in der Seminararbeit getan werden sollte und was wir unbedingt stoppen sollten. Darüber hinaus wurde darüber gesprochen, was in Zukunft häufiger oder seltener passieren müsste. Zuletzt konnten sie auch noch Vorschläge machen, was beim nächsten Durchgang noch neuhinzugefügt und ausprobiert werden soll.

Gestoppt werden solle demnach die Reflexionsphase innerhalb der eigenständigen Arbeit. Die Referendar:innen sollten in dieser Phase eigentlich einzeln über Ihre bisherige Arbeit reflektieren (siehe OKR und Überschrift Feedbackgespräche). Allerdings erlebten sie diese Phase als Störung im Arbeitsprozess. Es wurde berichtet, dass dadurch der “Flow” unterbrochen worden sei. Die eigentliche Präsentation war als Präsenzveranstaltung mit einem feierlichen Abschluss gedacht. Krankheitsbedingt ist diese entfallen und ich hatte mich für eine digitale, asynchrone Präsentation entschieden. Diese “Alternative Ergebnisdarstellung” kam nicht gut an. Vor allem die “auditiven Aufnahmen” in Form von kleinen Präsentationsvideo oder Audioaufnahmen missfielen und sollen nicht mehr durchgeführt werden. Im nach hinein, konnte ich mit den Ergebnissen der Referendar:innen in dieser Form jedoch in der ersten Phase der Lehrkräfteausbildung eine kleine Session zum sprachsensiblen Matheunterricht durchführen. Ein Referendar konnte die Ergebnisse seiner Gruppe vor den Studierenden in Präsenz präsentierten. Es ist also m. E. nicht verkehrt, auf digitale Produkte zu setzen, da diese im Nachhinein leichter als analog weiter genutzt werden können. Die Präsentation dieser Ergebnisse sollte jedoch in Präsenz stattfinden.

Seltener sollten in Zukunft Langzeitaufgaben über mehrere Seminartermin hinweg stattfinden, d.h. Langzeitaufgaben sollten im kleineren Verhältnis stehen. Desweiteren wünschten sie sich weniger Methodenvielfalt (Ich hatte viele methodische Rahmen mit den Liberating Structures vorgegeben, sie wünschten sich hier weniger). Ich werde es in Zukunft etwas schlanker halten. Das methodische vorgehen wurde als starre Arbeitsstruktur erlebt.

Häufiger gewünscht sind fachliche Rückmeldungen und Feedback zur Arbeit der Referendar:innen durch mich als Seminarleitung und längere Gruppenphasen ohne Unterbrechung (s.o.). 

Weiterhin beibehalten werden sollte unbedingt die “flexible” also freie und selbstbestimmte Themenwahl und Zielsetzung mit OKR und die digitale Planungs- und Arbeitsgrundlage in einem kollaborativen Whiteboard, in dem die OKRs definiert werden und das Kanban-Board verankert sind (siehe Abbildungen #2 und #3). Die Gruppenarbeit und der intensive Austausch innerhalb der Teams wurde als positiv erlebt und sollte ebenfalls beibehalten werden.

#2 Planning mit Lucidspark
#3 Kanban mit Lucidspark

Die Referendar:innen wünschten sich, dass wir in Zukunft eine erste Phase dazu nutzen, dass es eine Einführung mit Theorien und fachlichem Input gibt, damit eine gewisses Basiswissen erzeugt wird, mit dem man Arbeiten kann. Außerdem wünschten sie sich eine erneute Gruppenarbeitsphase nach dem OKR Planning Schema zu starten.

#4 Digitaler Lernplan in itslearning

Die Abbildung #4 zeigt das neue Thema und den neuen Plan, der nun auf Grundlage der Rückmeldungen von mir erarbeitet wurde. Wir richten uns nach dem AVIVA-Modell von Städeli in Kombination mit dem Deeper Learning Ansatz von Sliwka u.a. d.h. es gibt einen Seminartermin in dem wir im Thema Ankommen und das Vorwissen aktivieren, sowie einen fachlichen Input unterbringen. Im DL Modell ist dies die Phase der Instruktion und Aneignung. Es schließt die Phase der Verarbeitung an (Ko-Konstruktion und Ko-Kreation). Hier werden die Referendar:innen das OKR Planning durchführen und in ihren Gruppen eigenverantwortlich und an eigenen Zielsetzungen (Objektives) arbeiten und die Zielerreichung an Schlüsselergebnissen (Key Results) messbar machen. Danach erarbeiten sie ein Lernprodukt, welches sie auf einem Barcamp anderen Referendar:innen präsentieren können (Authentische Leistungserbringung). Die Gestaltung des dritten Seminartermins obliegt den einzelnen Gruppen. Als Strukturierungshilfe und Transparenzförderung nutzen sie ein Kanban. Einige Gruppen werden sich dazu online treffen. Am vierten Termin findet das Barcamp statt. Das Peer-Learning steht stark im Vordergrund, da nach meiner Auffassung jede Person über Expertise und Erfahrungen verfügt, die gewinnbringend für andere nutzbar gemacht werden können.

In der folgenden Bilderreihe gebe ich einen Einblick davon, wie wir nun die Ko-Kreation und Ko-Konstruktionsphase mit eigener Zielsetzung in Kleingruppen gestalten. Eine Vorlage des Miro-Boards findet man hier: https://miro.com/app/board/uXjVOvdHhlw=/?share_link_id=95547880059

Deeper Learning in der zweiten Phase der Lehrer:innenausbildung

In der letzten Ausgabe, habe ich ein Konzept vorgestellt, wie man mit OKR (Objectives & Key Results) den Referendar:innen ermöglicht, sich eigene Ziele zur Ausbildung zu setzen und zu verfolgen und dabei gleichzeitig das Ausbildungsziel (die Vorgaben des Ausbildungscurriculums) verfolgt. Heute möchte ich dieses Vorgehen mit dem Deeper Learning verbinden. Auf diese Weise sollen sich die Referendar:innen das Thema “Umgang mit Heterogenität und Vielfalt bei Lernenden im Matheunterricht” bearbeiten. Das mache ich, weil ich a) bereits erste Rückmeldungen der Referendar:innen umsetzen möchte und b) der Deeper Learning Ansatz ganz wunderbar mit OKR kombinierbar ist.

Quelle: Pexels

Überblick

  • Das Thema “Umgang mit Heterogenität” ist im Asubildungscurriculum des Landesinstituts für Schule in Bremen vorgegeben. 
  • Das Thema wird über insgesamt 4 Sitzungen behandelt.
  • Ich richte den Ablauf nach dem AVIVA-Modell von Städeli aus.
  • Der Deeper Learning Ansatz gliedert sich in 3 Phasen: 
    1. Instruktion und Aneignung (AVI, ein Seminartermin)
    2. Ko-Konstruktion und Ko-Kreation (V, zwei Seminartermine)
    3. Authentische Leistung + Feedback (A, ein Seminartermin)

  • Ziel ist es, die Referendar:innen herausfinden zu lassen, wie die Heterogenität und die Vielfalt der Lernenden sich auf ihren Unterricht auswirken und welche Möglichkeiten sie haben, diesen zu begegnen und sie nutzbar zu machen. 
  • Peer-Learning soll Grundelement sein. Meine Annahme: Jede Person hat Expertise und kann diese gewinnbringend zur Problemlösung der gesamten Gruppe einbringen.

1. Instruktion und Aneignung

In der ersten Phase des Deeper Learnings geht es darum, sich mit der Herausforderung vertraut zu machen, das eigene Vorwissen zu aktivieren und sich Informationen anzueignen. Im ersten Seminartermin wird daher den Referendar:innen die Herausfoderung präsentiert und sie sammeln zunächst Fragen zum Thema mit 1-2-4-alle. Danach nehmen Sie die Fragen mit in ein Conversation Café. Dadurch knüpfen sie an ihr Vorwissen an und schärfen die Herausforderung. Im Anschluss daran, wird es Möglichkeit geben Informationen zu sammeln. Hier werde ich auf die Kraft der kollektiven Intelligenz der Peer-Group bauen. Horst Lempart stellt dazu in seinem Buch 52 agile Seminarmethoden die Methode “Expertensprechstunde” dar. Jede Person einer Gruppe hat bestimmte Expertise in einem Bereich. Ich z.B. bin durch langjährige Erfahrung im Umgang mit Fitness-Apps ein “Experte für Fitness-Apps”. Einer meiner Referendar:innen ist seit langem Kletter-Lehrer, er wird zum “Experten für schwindelerregende Höhen”. Eine andere Referendarin reist gerne, sie ist “Expertin für exotische Länder”. Nun gibt es mehrere Runden lang die Möglichkeit diese Expertinnen aufzusuchen und die Fragen und Herausforderungen zum Problem “Heterogenität im Matheunterricht” aus dem Conversation Café mit den Expertinnen zu diskutieren. Die Expert:innen beraten dabei aus ihrer Expertise, der “Experte für schwindelerregende Höhen” wird z.B. erzählen, wie er das Problem aus seiner Perspektive im Klettersport angehen würde. Durch dieses spielerische Element wird die Kreativität der Referendar:innen angeregt und sie blicken auf schulische Probleme, aus anderer Perspektive. Dadurch lassen sich innovative Ansätze finden mit Heterogenität und Vielfalt im Unterricht umzugehen.

Optional wird es die Möglichkeit geben, verschiedene Materialien (z.B. Zeitschriftentexte) zu lesen, um sich weiteren Input zu holen.

2. Ko-Konstruktion und Ko-Kreation

Beginnend mit der zweiten Phase gibt es die Möglichkeit, sich mit OKR eigene Ziele zu setzen, an denen man in den nächsten zwei Sitzungen zum Ausbildungsziel arbeiten will. Dazu werden zunächst mögliche Themenschwerpunkte im Brainstorming gefunden. Danach geht es ins Planning. Zum Planning finden sich 3 bis 5 Personen zu den priorisieren Themen zusammen und entwickeln ein Objective und max drei Key Results. Dann werden To Do´s definiert und in ein Kanban eingetragen. OKR und Kanban helfen dabei, den Prozess für mich und die Referendar:innen transparent zu machen. 

Im restlichen Teil dieser Sitzung und der folgenden Seminarsitzung haben die Teams nun die Möglichkeit sich in ihrem Thema zu spezialisieren und vertieft zu lernen. 

3. Authentische Leistung

In Bremen arbeiten die Fachleitungen Mathematik Sek I und II im Team und treffen sich regelmäßig. Innerhalb dieser Teamsitzungen ist die Idee entstanden, regelmäßige seminarübergreifende Barcamps durchzuführen. Auf einem Barcamp zum Themenbereich “Differenzierungsmöglichkeiten im Matheunterrricht” können die Referendar:innen die Ergebnisse aus Phase 2 vorstellen und ihre Erkenntnisse einem breiten Publikum vorstellen. Dadurch wird ihre Arbeit und ihr Lernprozess zusätzlich gewürdigt. Die Präsentation auf einem Barcamp erzeugt eine authentisches Leistungssituation. Ein zusätzlicher Nebeneffekt: Neben meinem Feedback, erhalten die Referendar:innen Peer-Feedback.

OKR in der Lehrer:innenausbildung

Jason Goodman / Unsplash

Im Sommer 2021 probierte ich mit Working out loud von John Stepper ein Peer-Learning-Format mit den Referendar:innen aus. Sie legten sich dabei eigene Ziele fest und versuchten über einen Zeitraum von 12 Wochen daran zu arbeiten und ein Lernprodukt zu erstellen. Sie trafen sich in Lernzirkeln jede Woche für eine Stunde, um durch verschiedene Übungen von- und miteinander zu lernen. Die Idee dahinter, eigene Ziele zu setzen und Zeit zu haben sich intensiv damit zu beschäftigen und so Mastery Learning zu erreichen. Durch Mitbestimmung und Selbstorganisation sollte intrinische Motivation aufgebaut werden. 

Das Vorgehen wurde mit gemischten Gefühlen entgegen genommen. Gründe gab es viele. Die Aufgabenstellung war zu offen, die wöchentlichen Treffen und die asynchrone selbstorganisierte Arbeit fiel einigen schwer. Sie brauchten mehr Zeit, als in den 2,5 Stunden pro 14-Tage Seminarzeit. Es wurde aber auch gesagt, dass es sehr gut ist, sich im Team über einen längeren Zeitraum eigenständig mit einem Thema zu beschäftigen. Allerdings sollte dies in die übliche Seminarzeit gelegt werden. 

Weitere Recherche zu agilen Arbeitsweisen im Management führte mich schließlich zu OKR (Objectives & Key Results).

Ein 2-monatiger Sprint mit OKR

Ausbildungsziel (Auszubildende Kompetenz): Die Referendar:innen kennen Möglichkeiten um Matheunterricht sprachsensibel zu gestalten und planen ein oder mehre Unterrichtssettings sprachsensibel. 

Um diese Kompetenz zu erreichen legen sich die Referendar:innen eigene Ziele und Schlüsselergebnisse in einem OKR Planning fest.

OKR-Planning

Einstiegsimpuls zum Thema sprachsensibler Matheunterricht – Sprachbildung ist Aufgabe aller Fächer (Sprachbildungskonzept Bremen) 

– Video von Josef Leisen schauen

– https://www.youtube.com/watch?v=b026Eux-axE&feature=youtu.be

– Artikel: Warum Sprache zählt (In Mathematik lehren)

– Ziel aus Ausbildungscurriculum wird vorgestellt

Nun werden Ideen für Themen gesammelt. Dies kann z.B. auf einem digitalen Whiteboard passieren. 5 Minuten lang schreibt jede Person Ideen auf. Dann wird abgestimmt. Die Abstimmung welche Themen die interessantesten sind geht über 4 Minuten. Jede Person erhält drei Punkte, die sie frei Verteilen darf. Die vier bis fünf wichtigsten Themen werden ausgewählt. Dann werden 4 bis 5 Teams gebildet. Die Personen teilen sich möglichst gleichmäßig in 3-5er Teams auf die Themen auf.

Themenbrainstorming

Dann bekommt jedes Team 15 Minuten Zeit ein Ziel (Objektive) und ein bis maximal drei Schlüsselerlebnisse (Key Results) zu finden. 

Das Ziel sollte dabei erreichbar aber herausfordernd formuliert werden. Im Idealfall wird es auch emotional beschrieben. Also sollte man sich fragen wie man sich fühlt, wenn man es erreicht hat. Es muss außerdem dem Ausbildungsziel folgen. 

Die Schlüsselergebnisse sollen über eine Metrik also durch konkrete Zahlenwerte messbar sein. Sie sind die entscheidenen Hebel, die man umlegen muss, um das Ziel zu erreichen. Wenn man sie erreicht hat, kann man sehr gut sagen, dass man das Ziel erreicht hat. 

Hier sollte von der Seminarleitung darauf geachtet werden, dass die gesetzten Ziele, dem Ausbildungsziel folgen und das die Schlüsselergebnisse wirklich eine Metrik beinhalten und dadurch quantitativ messbar werden. Die Referendar:innen bekommen deshalb je 3 Minuten pro Team, um ihre OKR vorzustellen.

Das Planning schließt damit ab, dass man über mögliche auftretende Probleme und Hindernisse nachdenkt und diese notiert, sowie, dass man konkrete erste Handlungsschritte plant. Dazu nochmals 15 Minuten einräumen. 

Planung der Ziele und Schlüsselergebnisse (Objectives & Key Results)

Das Kanban-Board

Um den Überblick zu behalten und die Erreichung der OKR sowie der nächsten Schritte transparent für alle zu machen, werden die gefundenen nächsten Schritte in ein Kanban-Board eingetragen. Das Kanban-Board wird in den nächsten drei Sitzungen genutzt, um den Prozess transparent zu machen und die Aufgaben im Team im Auge zu behalten. Die restliche Zeit des Seminartermins kann dann auf zur Erfüllung erster Aufgaben genutzt werden. 

Kanban Board

Die zweite Seminartermin

Das Stand Up

Die nächsten zwei Seminartermine (je 2,5 h) beginnen mit einer Einschätzung des eigenen Gemütszustandes und einem Stand Up 

1. Wie weit sind wir bei unseren Schlüsselergebnissen? In Prozent, rot, gelb, grün, oder als  Zahlenwert.

1. Womit sind wir gerade beschäftigt?

1. Welche Probleme halten uns auf?

Je Team 2-Minuten lang Antworten vorstellen lassen.

Der Open Space

Die nächsten 90 Minuten lang kann an dem Ziel und den Schlüsselergebnissen gearbeitet werden. Dies geschieht selbstorganisiert in Form einer Session beim Open Space.

Hilfestellung durch Peers

Um den Teams die Möglichkeit zu bieten Hilfe zu bekommen und sich gegenseitig Feedback zu geben, werden je zwei Teams ihre Ergebnisse präsentieren. Die übrigen Personen verteilen sich auf die beiden Präsentationen und werden zu Beratenden. Die Präsentierenden stellen Ihre bisherigen Ergebnisse vor und bitten um Feedback, sowie Hilfestellung. Die Beratenden geben Rückmeldung, Tipps, Hilfestellung. Am Ende dürfen die Präsentierenden den Beratenden kurz erzählen, was sie aus dem Gespräch mitnehmen. Nach 15 Minuten wählt man neue Präsentierende und beginnt eine weitere Runde.

Schematische Darstellung der Feedbackrunde

Retrospektive

Im Anschluss folgt eine Retrospektive in der die Teammitglieder ihre bisherige Teamarbeit reflektieren. Dazu eignet sich z.B. die Segelboot-Retrospektive.

Segelboot-Retrospektive

Der dritte Seminartermin

Celebrity Interview

Nach dem Stand Up schließt ein Celebrity Interview an. Ein Gast oder einfach die Seminarleitung stellt sich als Interviewpartner:in zur Verfügung und kann so wichtiges Expertenwissen mit den Referendar:innen teilen. Das Interview besteht aus zwei Fragedurchgängen. Der erste Durchgang wird von einer Moderation durch geführt, die sich Fragen im Vorfeld überlegt hat. Vor der zweiten Runde haben die Referendar:innen die Gelegenheit in Kleingruppen Fragen zu definieren und diese dann zu stellen. So wird ein externer Input in die Teams gebracht, was ihnen für die Bearbeitung ihres Ziels nützlich sein kann. 

Open Space 

Im nachfolgenden Open Space wird über 90 Minuten weiter an der Zielerreichung gearbeitet, das Feedback aus dem letzten Seminartermin sowie der Input aus dem Celebrity Interview verarbeitet. Diesmal setzt sich die Seminarleitung mit jedem Team für ein 15 minütiges Feedbackgespräch zusammen.

Sie stellt den Teams folgende Fragen, die jedes Mitglied für sich beantworten sollte.

– Wo hast du einen Beitrag zur Erreichung der Schlüsselergebnisse eingebracht?

– Wo hättest du mehr Engagement beim Erreichen der Schlüsselergebnisse zeigen können?

– Welche besonderen Fähigkeiten/Kompetenzen bringst du ein?

– Wo hast du noch Potenzial?

– Wie und wobei kann ich euch helfen?

Feedback im digitalen Whiteboard

Der vierte Seminartermin

Open Space

Nach dem Stand Up schließt ein 30 minütiger Open Space an in dem die Präsentation der Lernergebnisse vorbereitet werden kann. 

Präsentation der Ergebnisse

Die Ergebnisse werden je nach Form z.B. als Pecha-Kucha, als Podcast, Video, Blogbeitrag oder Keynote vorgestellt. Um Feedback zu geben, eignet sich „Wise Crowds“-Peer-Feedback. Abschließend werden die Ergebnisse im ePortfolio der Referendar:innen eingetragen und können noch kommentiert werden.

Im Anschluss sollte der zurückliegende Lernprozess gefeiert werden. Man könnte z.B. Essen gehen, ein Bier (auch alkoholfrei) im Park trinken, einen Grillabend, Klettern gehen oder einen Spieleabend gestalten.

Wise Crowds als Peer-Feedback

Das Bild steht unter einer Pixabay Lizenz

Purpose: Feedback, Einschätzung von Leistungen, Peer-Einflüsse und Peer-Tutoring haben hohe Effektstärken und damit starken Einfluss auf das Lernen. Mit Wise Crowds lässt sich Peer-Feedback durchführen. Die Wahl dieser Mikrostruktur ist wichtig, weil die Schüler:innen so eine klare Struktur für ihren Feedbackprozess bekommen und die Präsentation von Ergebnissen gekoppelt wird an einen aktivierenden, alle einbeziehenden Feedbackprozess.

Diese Form des Peer-Feedbacks eignet sich meines Erachtens sehr gut für junge Schüler:innen und Schüler:innen, die noch nicht sehr geübt sind im Peer-Feedbackgeben.

Rollen: Präsentierende, Feddbackgebende, Beratende

Ablauf

  1. Die Präsentierenden wählen 2-4 Feedbackgeber:innen. Diese setzen sich in einen Halbkreis in die Mitte des Raums. Die restlichen Schüler:innen bilden kleine Beraterteams von 3-5 Personen) und sitzen am Rand (2 Minuten)
  2. Die Präsentierenden präsentieren ihr Ergebnis (ein Video, eine Powerpoint whatever) (3-10 Minuten)
  3. Die Feedbackgebenden sprechen locker über das Ergebnis. Sie orientieren sich dabei an den folgenden Fragen (3-5 Minuten):
    1. Was ist dir unklar geblieben?
    2. Wurde etwas falsch dargestellt?
    3. Was war für dich schwer zu verstehen?
    4. Was war für dich gut zu verstehen?
    5. Was ist dein Highlight im Ergebnis?
    6. Was konntest du dir gut merken? 
  4. Die Beratenden bewerten die Arbeit der Feedbackgebenden kritisch (Kritik sammeln) und erarbeiten eigene Feedbackvorschläge für die Präsentierenden. (3 Minuten)
  5. Die Präsentierenden können in dieser Zeit mit den Feedbackgebenden diskutieren.6. Nun folgt erst eine Runde, in der die Kritik der Beratenden gesammelt wird, gefolgt von einer Runde, in der die Vorschläge gesammelt werden. Je Team wird nur eine Kritik und ein Vorschlag eingesammelt und dieses wird auch nicht wiederholt. Es kann helfen, wenn du die Teams bittest, die Vorschläge auf einer großen Metaplankarte oder Post-its aufzuschreiben. (ca. 5 Minuten)
    1. Satzanfänge für die Kritik:
      • Ich sehe das genauso wie …
      • Ich sehe das anders als …, weil…
      • Ich fand die Rückmeldung von … wichtig, weil…
  6. Die Präsentierenden geben den Feedbackgebenden und Beratenden ein Feedback. Was war nützlich und was können sie mitnehmen, um es anzuwenden? (ca. 2 Minuten)

Auf Grundlage des Feedbacks kann gemeinsam mit den Präsentierenden eine Bewertung mit Note gefunden werden.

Grundlage für dieses Vorgehen ist die Liberating Structure Wise Crowds 

Agile Didaktik und Lernziele

Ich habe nun eine erste Idee bekommen, welche Möglichkeiten in agiler Didaktik steckt. Ich habe jetzt länger darüber nachgedacht, Artikel in Blogs von P. Wampfler und M. Heusinger gelesen. Nicht zu letzt habe ich begonnen das Buch „agile Hochschuldidaktik“ von Christoph Arn zu lesen. Meine ersten Erkenntnisse möchte ich hier teilen.

Agile Didaktik, auch Präsenzdidaktik ist zunächst einmal konträr zur Plandidaktik, die aus Uni und Referendariat bekannt und gelehrt wird. Alle Inhalte, Methoden, zu erwerbende Kompetenzen und/oder Lernziele sind im Vorfeld geplant (Plandidaktik). Mein Seminar habe ich eben genauso vorbereitet. Ich habe zwar darüber abstimmen lassen wann wir welches Thema behandeln, aber die Entscheidung darüber was dann, wie und warum genau in der Seminarsitzung drankommt blieb meistens meine Aufgabe. 

Agile Didaktik hingegen geht davon aus, dass jeder sein eigenes Lernziel verfolgt und ich als Seminarleiter, adhoc koordiniere. Man muss flexibel sein und spontan gemeinsam mit den Teilnehmern über Inhalt und Methode entscheiden. Einen großen Vorteil sehe ich dabei darin, dass an die Kompetenzen der Referendare angeknüpft wird und sie diese von sich aus erweitern können.

Was braucht es dazu?

In Anlehnung an die Sketchnote (siehe unten) und an Christof Arn braucht es zunächst ein „Ziel, das zieht“. Ein solches findet man aber nicht, wenn man zB Kompetenzen auf inhaltsbezogener Ebene plant. Es braucht vielmehr etwas das zumindest könnensorientiert (Ich kann etwas besser, nachdem ich die Lerneinheit absolviert habe), besser noch wirkungsorientiert (also eine bestimmte Wirkung zur Folge hat) ist. Dieses Ziel kann dann auf verschiedenen Wegen erreicht werden und dient quasi als Kompass zur Orientierung und aber auch zur Motivation. Und genau deshalb bedarf es auch möglichst offenen Zielformulierungen und keine „ich kann später, das und das“-Formulierungen.

Christof Arn schlägt zum Finden des Ziels mehrere Möglichkeiten vor. Eine, die ich wirklich gut finde, möchte ich hier kurz erläutern. Er nennt sie Destillationsmethode.

  1.  Stufe: ein Ziel kann inhaltsbezogen sein, also auf bestimmtes Wissen abzielen.
  2. Stufe: ein Ziel kann lernaktivitätenorientiert sein, d.h. man lernt bestimmtes methodisches Vorgehen.
  3. Stufe: ein Ziel kann könnensorientiert sein, d.h. Lernen zielt darauf hin ab, dass etwas nicht nur weiß, sondern kann. 
  4. Stufe: ein Ziel kann wirkungsorientiert sein, d.h. Lernen ist darauf gerichtet, dass damit eine bestimmte Wirkung erzielt wird, z.B. Referandare im späteren Berufsumfeld den Unterricht motivierend gestalten. Es ist dabei unerheblich mit welcher Methode, mit welchem Inhalt das geschieht, aber man kann feststellen, dass die SuS eine intrinsische Motivation aufbauen.

Die Destillationsmethode eignet sich zur Diagnostik bestehender Ziele: Man filtert quasi zunächst Inhalte, dann Methoden und am Ende auch könnensbeschreibungen herausstellen. Übrig bleibt dann ein wirkungsorientiertes Lernziel.

Für mein Seminarthema „Guter Mathematikunterricht“ habe ich damit folgendes Ziel als Kompass und Magnet erhalten: 

  • Die Referendare werden Ihren Unterricht durch kriteriengeleitete Vorbereitung und Reflexion stetig verbessern

Mal sehen, ob das ein Ziel ist, dass zieht. Was meint ihr? Wenn ihr Tipps und Anregungen habt, lasst gerne einen Kommentar da.

Arn, Christof (2017): Agile Hochschuldidaktik. Beltz Verlag, Weinheim Basel, eBook 

Heusinger, Monika (2018): Agilität im schulischen Lernen. URL: https://monika-heusinger.info/blog/agil

Wampfler, Philippe (2019): Agil Lehren. URL